Globuli Geschichten Teil 1
 
                                                                                                                  Die einsamen Globuli ( von HP Christa Biebach)

                                                                                   Unsere Geschichte beginnt in einem Glasschrank im Behandlungszimmer einer                                                                                        Heilpraktikerin. In diesem Schrank stehen hunderte von Fläschchen mit                                                                                                        Kügelchen aus Zucker drin, die nennt man Globuli. Alle sehen auf  den ersten                                                                                              Blick gleich aus. Die Fläschchen sind aus braunem Glas, damit die Globuli nicht                                                                                          warm werden, wenn die Sonne scheint. Jede Flasche hat einen weißen Deckel und                                                                                    enthält viele hundert Globuli. Man kann auf der Beschriftung viele verschiedene                                                                                        Namen in einer fremden Sprache lesen. Es steht nicht drauf für welche                                                                                                          Beschwerden sie helfen sollen. Das hat die Heilpraktikerin alles im Kopf, oder in                                                                                        ihren vielen Büchern stehen. In dem Regal neben dem Glasschrank stehen ganz                                                                                        viele Bücher. Dicke, dünne, bunte, blaue mit goldener Schrift. Manche Bücher                                                                                            sind sehr alt, denn ihre Heilmethode ist die Homöopathie. Die gibt es schon seit                                                                                        über 200 Jahren. 

 

Nun verrate ich dir ein Geheimnis. Nachts wenn niemand im Zimmer ist, erwachen die Fläschchen mit den Globuli zum Leben. Sie erzählen sich jede Nacht für welchen Menschen sie heute aus dem Schrank genommen wurden. Da gibt es die bescheidenen Arnikaglobuli, die jeden Tag aus dem Schrank genommen werden, denn jeden Tag gibt es jemanden mit einer blutigen Wunde zu versorgen. Arnika ist es gewohnt, dass die Schmerzen schon besser werden, sobald es auf der Zunge liegt.
Nie würde Arnika deshalb angeben.
Da gibt es unter den Globuli aber auch ganz andere Wesen. Weiter hinten im Schrank, denn sie alle stehen streng nach dem Alphabet geordnet, da gibt es die stille Flasche Natrium, die bei Kummer zum Einsatz kommt.
Noch weiter hinten steht das Fläschchen Strontium. Er tut immer freundlich, aber in ihm brodelt der Ärger, weil er so in der Reihe steht, dass er die Kinder nicht beim Spielen im Praxiszimmer sehen kann. Ganz hinten steht ein wenig alleine das Fläschchen Thuja. Es wird von der Homöopathin oft nach Impfungen aus dem Schrank geholt. In der Mitte steht Ignatia. Diese Mittel hat schon so manchem Schulkind eine tolle Klassenfahrt gezaubert, ganz ohne Heimweh. Das Mittel Magnet wartet ganz zappelig auf Kinder mit Schulschwierigkeiten. Es gibt so viele Möglichkeiten der Hilfe durch Globuli, stell dir vor, wie sie die ganze Nacht ihre Erlebnisse erzählen. Am Wochenende ist es etwas ruhiger, aber eine Geschichte über einen Unfall gibt es auch in diesen Nächten stets zu erzählen. 
Kannst du dir vielleicht die Traurigkeit des Fläschchens Faex vorstellen? Es steht schon ganz lange in der zweiten Reihe, kann von dort das ganze Zimmer sehen, sieht die Kinder malen und spielen und lauscht nachts den Heilungsgeschichten.
Noch nie wurde es aus dem Schrank genommen, außer zum gelegentlichen Staubwischen. Danach steht es stets wieder auf seinem Platz. Den Deckel noch fest verschlossen. Es weiß gar nicht mehr, wo es einmal hergekommen ist. Nur an die dunkle Schublade in der Apotheke kann es sich noch erinnern und an die Freude, als es gekauft wurde und in den Glasschrank eingezogen war. Es wurde zwischen die Mittel mit dem Buchstaben E und G hingesetzt. Da steht es nun und wartet und wartet auf seinen Einsatz.
Eines Tages kamen die Zwillinge Lotta und Emmi in das Behandlungszimmer. Die Zwillinge waren neun Jahre alt, hatten beide helle Locken, eine Stupsnase und wache Augen. Kurz sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Im Inneren waren die beiden Mädchen aber zwei verschiedene Menschen. Lotta war wild und hatte wenig Spaß an der Schule. Sie ging lieber auf der Wiese vor dem Haus mit den Jungen Fußball spielen und vergaß gerne mal ihre Hausaufgaben, denn Stillsitzen fand sie schrecklich. Emmi verbrachte ihre Nachmittage gerne mit Musik hören
und malen. Sie übte auf ihrer Flöte bis ihre Finger weh taten. Jede Katze auf dem Schulweg wurde gestreichelt. Sie beobachtete die Bienen auf der Wiese und ihr Herz wurde schwer, wenn sie einen zertretenen Regenwurm fand. 
Die Mutter hatte den Termin für Lotta ausgemacht. Emmi war nur mitgekommen, weil sie noch nicht so lange alleine zu Hause bleiben konnte.
So kam es, dass Lotta auf Mutters Schoß saß, denn es war ihr sehr unangenehm als die Mutter erzählte was die Lehrerin über Lottas Verhalten in den Schulstunden sagte. Sie merkte aber schnell, dass die Homöopathin einfach neugierig war Lotta näher kennen zu lernen. Kaum eine viertel Stunde war vergangen, da saß Lotta auf ihrem Stuhl die Ellenbogen auf der Tischplatte und vertraute der Homöopathin alles an was ihr auf der Seele lag.
Dass die Lehrerin immer nur mit ihr schimpfte, obwohl sie sich viel Mühe gab alles richtig zu machen. In der Klasse war es oft so laut, dass sie schnell Kopfschmerzen bekam und dem Unterricht nicht mehr folgen konnte. Dass die anderen Kinder sie in der Pause nicht mitspielen lassen wollten und dass sie so große Angst vor den Mathearbeiten hatte. Ihr Kopf war oft ganz leer. Dann erzählte sie, dass sie es nachmittags liebte draußen zu toben und Fußball zu spielen. Beim Tore schießen war sie richtig gut. An der frischen Luft hatte sie keine Kopfschmerzen. Lotta wünschte sich einen Hund oder ein anderes Haustier zum Liebhaben. Sie hatte nur eine Spinne in ihrer Zimmerecke wohnen. Diese hieß Frodo und hörte den Geschichten zu die Lotta erfand. Dann erzählte die Mutter von der Schwangerschaft und der Geburt der Zwillinge. Die Mädchen kannten ihre Babyfotos, aber wie Mama mit einem dicken Bauch in dem zwei Kindern Platz hatten sich nicht mehr selber die Schuhe zubinden konnte, hatten sie noch nie gehört. Die Mutter erzählte vom roten Sessel in dem sie beiden Kindern gleichzeitig die Brust geben konnte. Das Mama und Papa beide Babys nächtelang durch das Wohnzimmer getragen hatten, wenn sie wegen der Zahnung weinten. Ach, hätten die Eltern da schon die Hilfe von Kamille als Globuli gekannt!
Lotta wurde nach ihren Lieblingsspeisen gefragt. Emmi dachte sich still: „Das esse ich auch alles gerne.“ Dann sollte Lotta sich einen Tisch voller Naschkram vorstellen, Süßes und Salziges und sagen was sie davon am liebsten davon mochte. Als sie antwortete: „Schokolade“, wollte die Homöopathin sogar noch die Lieblingssorte wissen.

Was sind deine Lieblingsspeisen und was isst du gar nicht gerne?


Fragen über Fragen gab es zu beantworten und es war so spannend, dass die Zeit sehr schnell verging.
Emmi hatte die ganze Zeit auf dem Fußboden mit den Bausteinen einen Zoo aufgebaut und gespannt zugehört. Im Kopf hatte sie sich ihre Lieblingssüßigkeiten vorgestellt und dabei immer wieder ihre Nase hochgezogen. Nun bildete sich wieder eine große Seifenblase an ihrer Nase, so dass sie schlecht Luft bekam. „Lustig, meine Nase kann seit Wochen Seifenblasen machen“, meinte Emmi. „Darf ich Emma die richtigen Globuli für ihren Schnupfen geben?“, fragte die Homöopathin.
Nun bekam Lotta noch die abschließende Frage jedes Erstbesuches gestellt:
„Wenn aus dem Märchenbuch die gute Fee zu dir kommt und sagt: „Du hast drei Wünsche frei“, was würdest du dir wünschen?“

Was würdest du dir wünschen?


Inzwischen waren die Fläschchen mit den Globuli im Glasschrank immer aufgeregter geworden. Gleich kam ihr großer Auftritt. Gleich würden zwei Flaschen aus dem Schrank genommen werden. Eins für Lotta eins für Emmi.
Da öffnete sich auch schon die Glastür. Das Fläschchen mit der Aufschrift 
Faex wurde herausgenommen und Emmi bekam daraus drei Globuli zu lutschen.
Könnt ihr euch die Freude vorstellen? Der noch so fest verschlossene Deckel knackte ganz laut beim ersten Öffnen und drei weiße Kugeln rollten in Emmas Mund. Glücklich wanderte das Fläschchen zurück an seinen Platz. 
Auch Lotta bekam aus IHREM Fläschchen drei Kügelchen und die Mutter versprach in zwei Wochen anzurufen.

Könnt ihr euch diese besondere Nacht im Glasschrank vorstellen? Das überglückliche Fläschchen Faex. Nun wie alle anderen mit einem gebrauchten Deckel. Alle freuten sich mit ihm und es gab ein richtiges Freudenfest.
Emmis Mutter rief gleich am nächsten Tag an und berichtete, dass Emmis Schnupfen über Nacht verschwunden war und Faex war das glücklichste Fläschchen im ganzen Schrank.

Anmerkung : Faex ist Hefe

 

Globuli Geschichten 
Diese Geschichte ist dafür vorgesehen sie ihrem Kind vor dem ersten Termin in meiner Praxis vorzulesen, um es auf das Gespräch mit eine Heilpraktikerin vorzubereiten.


 
 

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© Urheberrecht Christa Biebach.

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